SalonMAG Schweiz

Dennis van Lierop

Krise? Nicht bei mir…

Jahrgang 1975, stylish im Abgang mit kreativer Note und herben Know-how – Dennis van Lierop ist Gründer & Geschäftsführer von halo-edutainment, Top Stylist und unser Interviewpartner, der weiß wie man das eigene Geschäft fit bekommt, für den Erfolg nach der Corona-Krise.

1. Vor der Krise ist nach der Krise – Wie kurbelt man das Business am besten wieder an, unter den gegebenen Sicherheitsvorschriften?

Die Vorschriften betreffen ja alle im Markt. Und sie zeigen uns, dass es nach dem Shutdown nicht genügt, auf Neustart zu drücken. Die meisten Salons werden sinnbildlich „ein neues Betriebssystem“ brauchen. Das bedeutet: flexiblere Öffnungszeiten, optimierte Arbeitsabläufe und Termin-Management, Konzentration auf hochwertige Dienstleistungen, neue Erlebnisse in Qualität und Ergebnis schaffen. Mein Tipp: Platziert Euch im Markt mit Euren Spezialitäten, seien es erstklassige Blondierungen, Balayage oder Schnitte von höchster Güte. Werbt bloß nicht damit, dass Ihr Hygiene-Weltmeister seid. Keiner will ständig auf Corona, Abstände und Masken hingewiesen werden. Lenkt Eure Kunden vom tristen Alltag ab. Bietet das derzeit Bestmögliche. Denn die Leute achten zur Zeit sehr darauf, wofür sie ihr Geld ausgeben. Billig und Mittelmaß haben da schlechte Karten. Wir erleben gerade einen Bewusstseinswandel. Schaut nur mal auf die Modebranche. Der Fast Fashion-Gigant H&M konnte im zweiten Quartal 2020 nur noch etwa halb soviel Umsatz machen wie im Vorjahreszeitraum. Auf der anderen Seite können Premium-Bike- und E-Bike-Hersteller die aktuelle Nachfrage gar nicht mehr befriedigen. Im Coiffeur-Handwerk kommt noch dazu, dass viele Kunden während des Shutdowns DIY für sich entdeckt haben. Einfache Colorationen machen sie inzwischen selbst daheim, andere haben sich eine Haarschneidemaschine gekauft und tragen jetzt Buzzcut. Wir Coiffeure müssen uns heute viel stärker abgrenzen und durch Können, Leistung und Kundennähe überzeugen, auch wenn das aktuell schwierig erscheint.

2. Wie kann man jetzt noch einen enge Kundenbindung aufbauen?

Meiden wir das Wort „eng“ und ersetzen es durch „verbindlich“ und „freundschaftlich“. In Krisen orientieren sich die Menschen an erlebbaren Werten. Zu einem „neuen Betriebssystem“ kann eine Beratung per Webcam am Vortag des Coiffeur-Termins gehören. Dadurch wird das Erlebnis nach vorne verlängert. Die Vorfreude steigt immens an, wenn ich weiß, dass ich am nächsten Tag eine tolle Veränderung bekomme. Das Ganze sollte aber nur optional möglich sein. Denn es gibt auch Menschen, die keine Videokonferenzen mehr ertragen können. Es liegt an uns als Handwerker und Berater, dass wir bei den Menschen eine neue Coiffeur-Routine etablieren. Im Salon-Business hat die Customer Journey, also die Reise der Kunden durch den Erlebnisraum Salon, bisher mit Passantenstopper und Schaufenstern angefangen und beim Bezahlen geendet. Durch die Krise sind die Menschen noch sensibler, sie wollen hofiert und nicht bevormundet werden. Also machen wir es doch wie Top-Restaurants und bereiten wir den Menschen Appetit auf unsere Dienstleistung. Für die sozialen Medien bedeutet das: Postet keine blöden Vorher-nachher-Bildchen, sondern dreht Videos, in denen Ihr erklärt, warum und wie Ihr auf den jeweiligen Kunden und seine Wünsche eingegangen seid. Das steigert den Ergebniswert erheblich. Ich kann hier nur wenige Beispiele geben. Aber unter halo-edutainment.com und auf unserem YouTube-Kanal „Halo Edutainment“ könnt Ihr noch viel mehr Inspirationen und praktische Lösungen finden. Natürlich beraten wir Euch auch individuell in persönlichen Online-Coachings, die jeden Rappen wert sind.

3. Wie sieht der Salon der Zukunft aus, bedenkt man was die Corona Krise alles gesellschaftlich und wirtschaftlich verändert hat?

Ich sage es ganz provokant: Vielleicht ist der Salon der Zukunft gar nicht zwingend ein Salon, wie wir ihn kennen. Fakt ist, dass viele Salonbetreiber in der Krise schlechte Vorbilder und Führungspersönlichkeiten abgegeben haben. Engagierte Mitarbeiter nehmen das wahr und werden jetzt mehr Eigenverantwortung wollen oder zumindest Mitbestimmungsrecht. In unseren Experten-Interviews und Coiffeur-Befragungen haben wir ein klares Ergebnis erhalten: Nur jene, die mit Mitarbeitern, Kunden, anderen Unternehmen im lokalen Markt und Mitbewerbern während des Shutdowns positiv kommuniziert haben und sich dadurch weiterentwickelt haben, gehen gestärkt aus der Krise hervor. Der Corona-Shutdown war ja kein Hitzefrei. Sondern eine Zeit für Ideenschmiede. Ein Salon mit Zukunftspotenzial hat also ein starkes und vielfältiges Netzwerk. Uns muss zudem klar sein, dass der Self-care- und Mental-positive-Gedanke bei den meisten Menschen jetzt viel stärker ausgeprägt ist als je zuvor. Eine wichtige Herausforderung für Coiffeure ist im Sommer 2020, dass wir den Menschen Lust auf eine Urlaubsfrisur ohne Urlaub machen. Und ich sage bewusst Coiffeure, denn es kommt auf jeden einzelnen als Persönlichkeit an. Ein Salon ist lediglich das Betriebssystem, mit dem die Mitarbeiter sich arrangieren müssen. Dass die Frau Müller jetzt statt 6000 Franken auf den Kapverden, 600 Franken für ihren neuen Stil ausgibt, liegt an unserer Exzellenz. Darauf sollten wir bauen.

Lieber Dennis vielen Dank für das Interview. Mehr Info´s rund um den Salon der Zukunft gibt es unter www.halo-edutainment.com.

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