SalonMAG Schweiz

Jens Engelhardt

„Wir haben einfach den Kanal gewechselt“

Color, Cut & Business – die Cleverhair Academy ist die (https-) Adresse für alle Friseure, die ihren kreativen und handwerklichen Horizont unkompliziert und einfach erweitern möchten. Wir haben hat mit dem Gründer und Director der Academy, Jens Engelhardt, über Vorteile des neuen Bildungskonzepts, die Zukunft der Branche und bevorstehende Highlights gesprochen.

Was kannst Du uns zu deinem neuesten Branchenclou „Cleverhair Academy“ sagen?  

Die Cleverhair Academy bringt Coiffeur Aus- und Weiterbildung auf ein ganz neues Niveau. Die Zukunft des Lernens ist digital unterstützt, weil so individuelles Lernen zu jeder zeit- und ortsunabhängig wird und der Lernprozess effizienter wird. Wir nennen das Salon Superlearning: digitale Wissensvermittlung (Theorie) und praktische, aktive Workshops kombiniert und aus einem Guss. So kannst du zum Beispiel Balayage mit System lernen, ohne auf ein Seminardatum warten zu müssen, ohne Reise- und Hotelkosten einfach sofort beginnen und im eigenen Tempo lernen. Es ist wissenschaftlich bewiesen, das «Space Repetition“, also das «Lernen in Häppchen“ bessere Ergebnisse bringt als «einmal viel“. Dann, wenn dein Kopf „bereit“ ist, weil du die Theorie kennst, (und du vielleicht schon die Technik an einem Übungskopf ausprobiert hast) besuchst du einen Active Workshop – also das klassische Präsenzseminar vor Ort – mit den Experten. Hier werden die Techniken geübt und ins „Muskelgedächtnis“ übertragen. Auf diese Weise ist der Lernprozess hirngerecht abgelaufen und der Transfer von Wissen ins Kurzzeitgedächtnis, ins Langzeitgedächtnis und ins Muskelgedächtnis optimal vollbracht.

Warum wolltest Du gerade dieses Bildungskonzept realisieren Worin liegt der Vorteil für Coiffeure? 

Ich habe selbst auf diese Art 2 Studiengänge erfolgreich absolviert und dann 2018 in meinen Salons einen Feldversuch mit unseren Lernenden gestartet: Ich habe im Salon Lernsequenzen auf Video aufgezeichnet und diese dann häppchenweise an unsere Lernenden per E-Mail gesandt. So konnten diese, wenn Zeit im Salon war, die Lerninhalte ansehen und umsetzen, egal ob ich grade selbst im Salon war oder nicht. Dieses Konzept hat so gut funktioniert, dass die Lernenden mehr Videos wollten und genauso schnell gelernt hatten wie früher, wenn ich die Lektionen live gehalten habe – aber ich war zeitlich freier. Das habe ich stetig weiterentwickelt und im Austausch mit Trainerkollegen ausgebaut. Der Vorteil für Coiffeure ist, dass jeder zu jeder Zeit etwas Neues lernen kann, Orts- und zeitunabhängig, „günstiger», weil die Reisekosten wegfallen, und gleichzeitig „besser“, weil der Stoff jederzeit zur Wiederholung verfügbar ist – und das nicht in anstrengender Schriftform, sondern in Bild und Ton, so wie wir Coiffeure es gewohnt sind und es von Kopf sofort und leicht verarbeitet wird.

Wie sieht es im Momentan im Bereich der Aus-/Weiterbildung aus in der Schweiz?

Vom OFFline dominierten Seminar-Markt ist mit Corona natürlich alles auf ONline umgeschwenkt. Wir haben einfach den Kanal gewechselt. Statt nach Zürich, Berlin oder London zu reisen, schauen wir jetzt auf Zoom zu, wie der Trainer sein Seminar hält. Und machen dann am Übungskopf mit. Das ist erst mal ok, aber geht nicht weit genug. Es fehlt der optimale didaktische Aufbau und gerade in einem Onlineseminar fehlt viel zu oft die Interaktion. Wir sollten uns aber nicht auf entweder offline ODER online konzentrieren – sondern beides clever kombinieren!

Stichwort Nachwuchsmangel und zu wenig qualifizierte Fachkräfte?

Ganz ehrlich? Ja, es gibt keine oder kaum, „gute Fachkräfte auf dem Markt“! Das stimmt. Wieso sollten die guten Fachkräfte denn auf dem Markt sein!? Gute Fachkräfte muss man ausbilden. Und die behalte ich dann natürlich auch nach der Lehre. Eine gute Coiffeurin sucht sich bei einem Stellenwechsel außerdem ein neues Geschäft in aller Ruhe aus und wechselt, ohne je auf dem Markt gewesen zu sein. Die Guten können sich Ihren Arbeitsplatz aussuchen. Und ich kenne KEINEN Nachwuchsmangel! Ich habe jedes Jahr eine interessante Auswahl an lernwilligen, motivierten Jugendlichen, die unseren Beruf lernen wollen. Dann gilt es diese Motivation aber auch zu nutzen. Wer dann 6 Monate und länger zum Kaffee machen, Haare waschen und putzen eingesetzt wird, verliert diese Motivation schnell. Ich glaube heute sogar noch schneller. Die „Kids“ verbinden Prestige mit unserem Handwerk. Was der Coiffeur ja auch tatsächlich ist: ein prestigeträchtiges, geiles Kunsthandwerk. Wir machen Menschen selbstbewusst, schön und glücklich und sind auf den roten Teppichen der Welt zu Hause. Aber da müssen wir die Jungen auch abholen und hinführen! Kaffee machen und Haare waschen gehört dazu, aber darf nicht die ersten Monate dominieren. Ich weiß natürlich, dass das Arbeit, Zeit und Nerven kostet. Deshalb habe ich ja das „Salon Check-in“ für unsere Lernenden (fast) automatisiert, sodass diese in Ihrem Tempo vorangehen können und unser Handwerk lernen, auch wenn ich keine Zeit habe, Ihnen die Techniken selbst zu zeigen. Die Probleme erkennen alleine hilft nicht, die Lösung muss her. Und die sehe ich in der digital unterstützten Ausbildung im Salon.

Welche weiteren Highlights sind im Laufe des Jahres noch geplant?

Da gibts einiges: Wir werden die Schweizer Berufsprüfung digitalisiert anbieten (ab Mai) die Lehrlingsausbildung ab August für das 1. und das 2. Lehrjahr digital unterstützen (ohne, das die Lernende(n) den Salon verlassen müssen!) und bauen unsere Weiterbildungen weiter aus: Balayage Seminare, Barbering wie Rasur und Bartschnitt, Hochstecken, Salon Marketing und so weiter…

Lieber Jens, vielen Dank für das Interview. Mehr Info´s rund um den Bildungsweg der Zukunft und die Academy gibt es unter https://www.cleverhair.academy.

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